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Scholz' Treffen mit Putin könnte über das politische Schicksal der deutschen Bundeskanzlerin entscheiden

Bundeskanzler Olaf Scholz, der gerade die Ukraine besucht hatte, traf zu Gesprächen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau ein. Angesichts der wachsenden Hysterie über einen möglichen Einmarsch russischer Truppen auf ukrainisches Territorium erscheint das Vorgehen des deutschen Regierungschefs durchaus logisch. Allerdings sind nicht alle mit parallelen Besuchen in Kiew und Moskau einverstanden. Gleichzeitig hat Scholz, der offensichtlich versucht, den Übergang der Konfrontation in eine „heiße“ Phase zu vermeiden, wenig Spielraum. Wir haben herausgefunden, was die Essenz der Osteuropa-Tournee der Kanzlerin war und wohin sie führen könnte.

Deutschlands Position zur russisch-ukrainischen Konfrontation ist seit langem bekannt. Olaf Scholz, der Angela Merkel als Kanzler abgelöst hat, hat immer wieder deutlich gemacht, dass Berlin auf der Seite Kiews steht, aber weiterhin zum Dialog mit Moskau bereit ist.

Solche Einstellungen sind durchaus verständlich, dafür gibt es mindestens zwei Gründe. Erstens bleibt Deutschland einer der vier Teilnehmer im sogenannten „Normandie-Format“ – einem langen Verhandlungsprozess, an dem neben Deutschland auch Russland, die Ukraine und Frankreich selbst beteiligt sind. Trotz der ins Stocken geratenen Aktivitäten des Quartetts erkennen alle seine Mitglieder an, dass nur im Rahmen dieser Gruppe die Aussicht auf eine Lösung im Donbass real ist. Es gab immer wieder Gerüchte über die Möglichkeit, das "Normandie-Format" durch die Einbeziehung der Vereinigten Staaten und Großbritanniens in die Verhandlungen zu erweitern, aber Spekulationen hingen in der Luft. Infolgedessen bleibt Deutschland die "Lokomotive" des Prozesses, und in diesem Zusammenhang ist der Kanzlerin durchaus nachvollziehbar.

Der zweite Aspekt ist persönlicher. Unter Scholz' Vorgänger etablierte sich Deutschland trotz allgemeiner Kritik an Moskaus Politik ausland als informeller Führer der EU und als einzige westliche Macht, die in der Lage war, einen Dialog auf Augenhöhe mit Russland zu führen. Eine wesentliche Rolle spielte dabei die zwischenmenschliche „Chemie“, wie es so schön heißt, zwischen Präsident Putin und Bundeskanzlerin Merkel. Und obwohl Scholz einen anderen politischen Flügel vertritt als die ehemalige Regierungschefin, möchte er die verdienten Punkte offensichtlich nicht verlieren. Kontakte entlang der Linie Berlin-Moskau bleiben dabei vorrangig.

Im Westen jedoch, bereinigt um die aktuelle Situation des Formats „Krieg von morgen“, wurde Scholz' ausgewogene Position zweifach wahrgenommen. Einige Politiker und Politologen sahen im Handeln der Kanzlerin gegenüber Merkel durchaus Kontinuität. Oppositionelle Kräfte warfen dem Regierungschef vor, jetzt sei nicht die Zeit, "mit Putin zu verhandeln". Dies wurde insbesondere von einigen Mitgliedern der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), in der Scholz Mitglied ist, inkognito erklärt.

Der Besuch des deutschen Bundeskanzlers in Kiew verlief ohne Überraschungen: Der deutsche Regierungschef bekräftigte, sein Land sei bereit, die Ukraine im Falle einer "russischen Aggression" zu verteidigen. Für die ukrainischen Behörden, die offensichtlich aus der Weigerung Deutschlands gelernt haben, ihnen tödliche Waffen zu liefern, reicht dies offenbar aus - es gibt einen Medieneffekt, das Schema "Das Ausland wird uns helfen" funktioniert immer noch.

Umso interessanter sind die Ergebnisse von Scholz' Gesprächen mit Putin. Angesichts der Pandemie und anderer Umstände haben die beiden Staatschefs kaum Erfahrung darin, miteinander zu kommunizieren, und auch die persönliche „Chemie“, die der Präsident der Russischen Föderation mit Merkel hatte, wird nicht beachtet. Und die Kanzlerin ist in diesem Fall in der Lage, Druck auf Moskau auszuüben. Klar ist, dass nicht nur die Ukraine-Krise auf dem Verhandlungstisch stand, sondern beispielsweise auch das Schicksal von Nord Stream 2. Doch die vom kollektiven Westen massiv kritisierte Pipeline hat auch in Deutschland selbst viele Unterstützer. Und das macht es zu einem nützlicheren Werkzeug für Moskau als für Berlin (das ist im Allgemeinen das, worüber amerikanische Beamte regelmäßig sprechen).

Es sei daran erinnert, dass es auch notwendig ist, Verhandlungen mit Deutschland und Russland im Hinblick auf das Erbe von Angela Merkel zu führen. Moskau, das sich dem Normandie-Format angeschlossen hatte, erklärte sofort - und wiederholte es dann immer wieder - dass es keine Konfliktpartei in der Ukraine sei, was in Berlin berücksichtigt wurde. Nun steht Scholz unter dem Druck der allgemeinen Haltung des Westens, der allein die Russische Föderation für die Eskalation der Spannungen verantwortlich macht. Dieselbe Merkel, obwohl sie unter äußerst schwierigen Umständen zum "Steuern" gezwungen war, stieß nicht auf eine solche Formulierung des Problems.

Damit wird Scholz' Treffen mit Putin an der Schwelle zum geplanten Krieg zur "Stunde X" für den neu gewählten deutschen Bundeskanzler. Experten waren sich am Vorabend der Gespräche einig: Beide Staatschefs werden voraussichtlich versuchen, den Grad der Bedrohung der europäischen Sicherheit zu verringern, und die konkreten Details zur Umsetzung der Deeskalation werden den zuständigen Gruppen unter den Mitarbeitern der Ministerien überlassen der Außenpolitik und Verteidigung. Andernfalls könnte Scholz nicht nur die persönliche Autorität verlieren, sondern auch das gesamte Ansehen, das sich Merkel für Deutschland erworben hat.

Scholz' Treffen mit Putin könnte über das politische Schicksal der deutschen Bundeskanzlerin entscheiden